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Abstract:
Das Zentraleuropäische Beckensystem (Central Euro-
pean Basin System CEBS; Abb. 1) erstreckt sich von der
südlichen Nordsee bis Polen und ist ein Gebiet mit ei-
ner außergewöhnlich guten Abdeckung an geologischen
und geophysikalischen Daten, die sowohl aus der Koh-
lenwasserstoffexploration als auch von wissenschaftli-
chen Forschungsprogrammen stammen. Der öffentlich
zugängliche Teil dieser Daten wurde genutzt, um ein re-
gionales, lithosphärenskaliges 3D-Strukturmodell zu
erstellen (Maystrenko & Scheck-Wenderoth 2013;
Scheck-Wenderoth & Maystrenko 2013; Maystrenko,
Bayer & Scheck-Wenderoth 2013). Dafür wurden iterati-
ve Workflows entwickelt, um geologische Beobachtungen,
wie z. B. Bohrlochmessungen, seismologische, seismische
und Schwerefelddaten, in ein konsistentes dreidimensi-
onales geologisches Strukturmodell zu integrieren. Eine
Schlüsselmethode in diesem Datenintegrationsprozess ist
die 3D-Schweremodellierung (Anikiev et al. 2023). Da-
bei werden Dichten von seismischen Geschwindigkeiten
in Tiefenprofilen oder seismischen Tomographiestudien
abgeleitet und die aus der Dichteverteilung resultierende
Schwerewirkung berechnet. In einem iterativen Prozess
wird die berechnete Schwere an die Beobachtungsdaten
angepasst. Das ermöglicht uns, selbst die tiefsten Krusten-
und Manteltiefen zu erforschen. Das so erstellte 3D-Modell
ist in zweierlei Hinsicht nützlich: Erstens bildet die Mäch-
tigkeitsverteilung der erhaltenen geologischen Einheiten
die mehr als 300 Millionen Jahre währende Absenkungs-
geschichte und die damit verbundenen Deformationspha-
sen ab. Zweitens kann das Modell als Grundlage für die
Simulation von Wärme- und Fluidtransportprozessen im
Untergrund verwendet werden, um z. B. das heutige tiefe
Temperaturfeld zu berechnen. Die hier dargestellte Zusam-
menfassung mehrerer Arbeiten der letzten Jahre setzt die
tiefe Struktur in Beziehung zur Entwicklung und zum heu-
tigen tiefen Temperaturfeld.